
(Seminare und Einzelsitzungen)
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Nerthus/Nertha/Njörd

Nerthus/Nertha/Njörd ist eine zweigeschlechtliche Gottheit (Ostseeraum). Der Grund, weshalb die Frau des Wanen Njörd nirgendwo schriftlich erwähnt wird, liegt darin, dass Nerthus/Nertha/Njörd ursprünglich weiblich und männlich zugleich war. Erst als diese Gottheit zu den Asen kam, wurde sie nur noch als männlich dargestellt. Nerthus/Nertha/Njörd ist das fruchtbare, nährende Prinzip, die Erde, aber auch das Urmeer, aus dem alles Leben kam. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus kannte diese Wesenheit unter dem Namen Nerthus. Er berichtete von ihrem Heiligtum in einem Hain auf einer Insel. Dort steht ihr mit Tüchern verdeckter Wagen. Ein Priester bemerkt, wenn die Göttin sich dort niederlässt. Dann werden Kühe vor den Wagen gespannt und die Göttin fährt über das Land. Überall wo sie vorbeikommt herrscht Friede und Freude. Wenn sie dann, des Umgangs mit den Menschen müde, wieder zurückkehrt, wird ihr Wagen in einem See gewaschen und auch die Diener, die den Wagen während des Umzugs begleiteten werden dort ertränkt.
Vermutlich handelt es sich bei dem See in der Schilderung Tacitus um den Herthasee auf Rügen. Ob Tacitus den Namen tatsächlich richtig verstanden hat, ist fraglich. Fest steht, dass der Name N-Ertha ebenso wie N-Jörd auch auf die Erde als Wesenheit hinweist, die nicht nur lebensspendender Schoß ist, sondern auch die Toten birgt. Hier ergeben sich interessante Parallelen zur Gottheit Perchta/Hel.
Nerthus/Nertha/Njörd stellt sich als ein im Liebesakt miteinander verschmolzenes Paar (Hieros Gamos) dar, als Verbindung der Gegensätze von männlich und weiblich. Diese Wesenheit ist Mutter/Vater der Gottheiten Freyja und Frey, welche als Zwillinge, ebenfalls in der geschlechtlichen Vereinigung die Verbindung der Gegensätze symbolisieren.
Die Nerthus geweihten Pflanzen sind Kalmus, Wasserhanf und Lauch. Ihre Farbe ist blau.
© Varuna Holzapfel 2009.
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