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  (Seminare und Einzelsitzungen)

Ahnenverehrung







Ein wichtiger Bestandteil des Heidentums ist die Ahnenverehrung. Die Ahnen stehen uns von allen Geistwesen am nächsten, und sie sind die direkten Vermittler zwischen uns und der "Anderswelt". Deshalb ist es wichtig, einen guten Kontakt zu ihnen zu pflegen.

Ein Mensch, der stirbt, ist nicht für immer verschwunden, sein Leben geht hinter dem Schleier, der die Welten trennt weiter, und von dort aus wacht er auch über seine Nachkommen, um dann, irgendwann einmal, durch sie wiedergeboren zu werden. Aus dieser Überzeugung heraus entstand der Brauch, Kindern die Namen der Großeltern zu geben. Auch das Wort Enkel bedeutet "kleiner Ahn".

Ahnen sind alle Vorfahren der direkten Blutlinie, also Eltern, Großeltern, Ur-Großeltern, Ur-Ur-Großeltern, Ur-Ur-Ur-Großeltern, usw. Denkt man diese Linie weiter, kommt man zu den ersten Menschen, die Europa besiedelten und landet schließlich bei der afrikanischen Urmutter, denn dort, auf dem afrikanischen Kontinent, stand die Wiege der Menschheit. Von dort breitete sich der Mensch in mehreren Auswanderungswellen über die gesamte Erde aus und paßte sich durch Mutation den vorgegebenen klimatischen Verhältnissen an. So gesehen sind alle Menschen dieser Erde miteinander verwandt, als Kinder der mystischen afrikanischen Urmutter. Diese älteste Ahnin stellt sogleich das Bindeglied zwischen den Ahnen und den Göttern dar, da sie auch eine Verkörperung der großen Mutter ist. Deshalb ist es wichtig, daß wir in die Ahnenverehrung nicht nur unsere unmittelbaren Vorfahren einbeziehen, sondern auch dieser Urmutter unseren Respekt erweisen.

Der einfachste Weg mit den Ahnen in Kontakt zu treten, ist der Ahnenaltar. Dazu braucht Ihr einen kleinen Tisch, oder Hocker, den Ihr zuvor mit Salz- oder Meerwasser abgewaschen habt und über den Ihr ein sauberes, weißes Tischtuch ausbreitet. Wenn Ihr keinen Tisch oder ähnliches zur Hand habt, könnt Ihr das Tischtuch auch direkt auf dem Boden ausbreiten. Sucht Euch für Euren Ahnenaltar eine ruhige Stelle in Eurer Wohnung, wo Ihr Euch wohlfühlt und meditieren könnt. Dann legt Ihr vier Steine, die Ihr nach Möglichkeit von Eurem Geburtstort holt und vorher gründlich mit Salz und Wasser gewaschen habt, an die vier Ecken des Altars (wenn Ihr dazu keine Möglichkeit habt, könnt Ihr auch Steine von Eurem Wohnort holen). Sie stehen für die vier Himmelsrichtungen. In die Mitte, die fünfte Himmelsrichtung, die die kosmische Achse repräsentiert, den mystischen Weltenbaum, der alle neun Welten miteinander verbindet, stellt Ihr ein Glas mit klarem Wasser, dem Ihr einige Spritzer Korn oder Rum (SPIRITouse) zufügt. Vor das Glas kommt eine weiße Kerze, die Ihr vorher mit einem Öl Eurer Wahl einreibt und zwar von der Mitte ausgehend nach oben und nach unten. Die Kerze wird in einen Kerzenhalter gesteckt, der etwas Erde von Eurem Wohnort, oder von einem Kraftplatz enthält.

Hinter das Glas stellt Ihr jetzt Fotos von Euren Ahnen. Nehmt aber nur Fotos von Personen, die länger als ein Jahr tot sind, da ein Verstorbener in der Regel ein Jahr braucht, um von hier aus auf die andere Seite zu gelangen und sich dort "häuslich" einzurichten. Wenn Ihr vor Ablauf dieser Frist versucht, Kontakt aufzunehmen, haltet Ihr sie nur unnötig hier fest. Wer keine Fotos hat, kann auch eine Liste mit den Namen seiner Vorfahren auf den Ahnenaltar legen. Diejenigen von Euch, die Ihre Ahnen nicht namentlich kennen, weil sie z.B. adoptiert worden sind, können Fotos und Namen der angenommenen Ahnen (die Familie, die sie adoptiert hat) nehmen. Vielleicht könnt Ihr auch etwas über den Ort Eurer Herkunft herausbekommen und Gegenstände von dort (Steine, Sand, Erde, ein kleines Fläschchen mit Wasser von dort, etc.) auf den Ahnenaltar legen.

Versucht, soviel wie möglich über Eure Vorfahren herauszufinden, wann sie geboren wurden, wie sie gelebt haben, wann sie gestorben sind. Fragt Eure Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel ob sie Euch etwas über ihre Eltern und Großeltern erzählen könnt. Wenn Ihr mögt, könnt Ihr diese Informationen aufschreiben und Euer persönliches Ahnenbuch anfertigen.

Überlegt Euch genau, wessen Foto Ihr auf den Altar stellen, bzw. wessen Namen Ihr auf die Namensliste setzen möchtet. Gerade bei unserer jüngsten Vergangenheit sollten wir vorsichtig sein. Nur weil jemand tot ist, heißt das nicht, daß er gleich ein besserer Mensch ist. Ein Massenmörder, der verantwortlich ist für den Tod von mehreren Menschen, hat auch nach seinem Ableben noch ein hohes Gewaltpotential. Auch macht der Tod einen Menschen nicht weiser, er sieht die Dinge lediglich von einem anderen Standpunkt aus, aber er hat nicht plötzlich das allumfassende Wissen. Deshalb bringt es uns nicht weiter, wenn wir zum Beispiel unsere tote Omi nach den Examensaufgaben für die nächste Prüfung fragen, es sei denn, Omi verfügte schon zu Lebenszeiten über gut entwickelte telepathische Kräfte. Generell gilt, daß wir bei einem Problem zuerst unsere Ahnen um Hilfe bitten sollten, bevor wir uns an die Götter wenden, da die Ahnen, als unsere Familienangehörigen, uns wesentlich näher stehen, als die Götter.

Wenn Ihr Euren Ahnenaltar aufgebaut habt, könnt Ihr ihn in Betrieb nehmen. Dazu stellt oder setzt Ihr Euch davor und konzentriert Euch ersteinmal auf einen Vorfahren, den Ihr noch persönlich gekannt habt. Ruft Euch eine Situation ins Gedächtnis, die Ihr gemeinsam mit diesem Ahn/ dieser Ahnin erlebt hat. Versucht Euch an jede Einzelheit zu erinnern, so daß Ihr Euch wirklich in diese Lage versetzt fühlt. Wenn Ihr den Kontakt hergestellt habt und die Anwesenheit Eures Ahnen deutlich spürt, begrüßt Ihn mit Liebe und Respekt. Stellt Euch vor, wie aus Eurer Herzgegend ein Strahl von Liebe durch das Wasserglas hindurch in das Foto der entsprechenden Person fließt. Sagt, was Euch bedrückt und in welcher Angelegenheit Ihr Hilfe braucht. Bedankt Euch dann in dem Gewissen, daß Eure Ahnen den richtigen Weg für Euch finden werden, daß Problem zu lösen.

Vergeßt nicht, Ihnen ab und zu Opfer- und Dankesgaben in Form von frischen Blumen, Getränken, Nahrungsmitteln, etc. darzubringen. Eine gute Ahnenspeise ist warme Honigmilch mit Hirse. Natürlich sollten die Gaben immer frisch sein und abgeräumt werden, bevor sie verderben. Ihr könnt Sie auf den Kompost oder an einen Kreuzweg bringen, oder unter einem Baum ablegen (die Birke gilt traditionell als Ahnenbaum). Euer Altar sollte immer sauber sein, da er auch die Art von Energie symbolisiert, die Ihr anziehen wollt. Auch ist der Altar kein Ablageplatz für Autoschlüssel, Aschenbecher oder Gläser, weist Eure Gäste also darauf hin.

Sucht Euren Ahnenaltar regelmäßig auf, nicht nur, wenn Ihr Probleme habt. Ich begrüße meine Ahnen jeden Morgen mit den Worten:" Ich grüße Euch, Ihr weisen und mächtigen Ahnen. Widolf, Wilmeid und Swarthöfti, Mama Afrika. Blut von meinem Blut, Fleisch von meinem Fleisch. Gebt mir Liebe, Kraft und Schutz, und Euren Segen für den heutigen Tag." Widolf, Wilmeid und Swarthöfti sind laut der Edda die mystischen Ahnen der Wölwen (weisen Frauen), Zauberer und Seidkünstler (Seid ist eine Form der Magie, die durch die Göttin Freyja zu den Menschen kam, auch die Wölwen waren seidkundig).

Pflegt den Kontakt zu Euren Ahnen so, wie Ihr Eure Freundschaften pflegt. Behandelt sie mit Achtung, Liebe und Respekt. Denkt immer daran, Eure Ahnen wachen über Euch und sorgen auch dafür, daß Ihr auf Eurem spirituellen Weg voran kommt und die Erfahrungen macht, die für Euch wichtig sind, auch wenn diese auf den ersten Blick manchmal ziemlich hart sein können. Doch wie heißt es so schön:" An Schwierigkeiten wächst der Mensch."



© Varuna Holzapfel 1999.