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  (Seminare und Einzelsitzungen)

Gedichte des Jahres 1997



Gedicht des Monats April



Wölwa

Meine Wurzeln reichen tief zurück
bis in das Dunkel der Zeiten
als die Welt noch nicht ertanzt war,
da Sie in Ihren Windungen ruhte
in sich
alt
weise
mit Feuer in den Augen
unaussprechlich Ihr Name
nie vergessen Ihre Macht
und nun
ist Sie erneut bereit
Ihr Feuer auszugießen.
Hüterinnen des Feuers
Erzählerinnen des ersten Kreises
Wächterinnen des Blutes
kommt
und stimmt ein in Ihren Gesang.

c) Varuna 11/96


Gedicht des Monats Mai



Kosmischer Reigen

Wenn wir um die Bäume tanzen,
auf dem Hügel, wo der Steinkreis steht,
dreht sich die Erde und der Kosmos singt.

Wenn wir um die Bäume tanzen
im Licht des vollen Mondes,
spüren wir die Ekstase der Götter.

Wenn wir um die Bäume tanzen
zu den Klängen der Sterne,
windet sich die alte Schlange
und wir sind eins
mit der Mondin, der Erde und der Sonne.

So war es am Anfang.
So ist es jetzt.
Und so wird es immer sein.

Wenn die Götter uns rufen, beginnen wir zu tanzen
und Tod und Geburt sind eins.

c) Varuna 3/92


Gedicht des Monats Juni/Juli



Völuspa

Die anderen seh' ich auf Erden nimmer,
übrig allein blieb nur Sie.
Und weint wieder güldene Tränen,
um die, die nicht mehr sind.
Der Eber, er starb vor langer Zeit
nur eine Katze, die blieb.

Vieles sah ich
wenig sag ich.
Die Kräuter warf Sie in die Glut
und träumend erschuf Sie die neue Welt.
Der Runenkreis hat sich gedreht
und wieder werden die Wege sich finden.
Ein neuer Tag beginnt.

(c) Varuna 3/95



Gedicht des Monats August



Zeit des roten Flusses

Ich webe ein Netz
mit rotem Faden,
der aus mir selbst entspringt.
Ich webe Euch
Mütter, Schwestern,
Wächterinnen des Blutes.
Tief in mir
die Stimme meiner Ahninnen,
Stimme meines Blutes.
Ich folge dem roten Fluß
tiefer und tiefer
zurück zum Anfang
in eine andere Welt,
als alles Eins war.

(c) Varuna 5/97



Gedicht des Monats September



Hagazussa

Sitzend
auf dem Zaun, der die Welten trennt
Wissend
um Geheimnisse der Nacht
und des Tages.
Schauend
in die Tiefe der Vergangenheit
und der Zukunft.
Mit einem Bein im Hier
und dem anderen im Dort
hält sie die Balance
im Zwischenreich.

(c) Varuna 7/97



Gedicht des Monats Oktober



Samhain

Milchig trüb wabbert der Nebel
kein Laut, der die heilige Stimmung bricht.

Die Welt, versunken hinter dem Schleier
Die Zeit, vergessen an diesem Ort.

Baumfinger gleiten durch die Schwaden
das weiße Haar der ewig Alten.
Ich gehe den verschlung'nen Pfad
der tiefer in den Hain mich führt
Am Ring der Steine grüße ich
die lautlosen Wächter der Ewigkeit
Mit sich'rem Schritt betret' ich nun
das Rund, das zwischen den Zeiten liegt
Im Zentrum stehend, mit erhob'nen Armen
rufe ich Sie mit tonlosem Laut,
Lege die Opfergaben darnieder
demütig und ehrfurchtsvoll
"Nimm an, das Opfer, das Dir gebührt,
dunkle Mutter der Ewigkeit!"

(c) Varuna 10/95




Gedicht des Monats November



Visionssuche

Dunkelheit des Waldes
hüllt mich ein
Plätschern des Baches
singt mir ein Lied
Endlos
Lang
Ein Wispern in den Bäumen
Schatten, die vorüberhuschen
Stille
Einsamkeit
Allein mit mir selbst
in einer Welt voller Zauber
Warten
Hoffen
Ein Traum steigt auf
aus tiefster Quelle
Ein Wort der Kraft
ruft in mir
Und ich bin eins mit allem.

(c) Varuna 6/97




Gedicht des Monats Dezember



Geburt

Ich höre das Rauschen des Urmeeres,
spüre, wie mich die erste Welle kraftvoll überflutet,
durch meinen Körper rollt, voller Macht
und mich mitreißt.

Stärker und stärker wird die Brandung,
deren Rythmus mir fast den Atem raubt.
Ich schreie, wehre mich, lehne mich auf.

"Mutter Ozean, blaue Tiefe, die Du bist von Anbeginn, steh mir bei!"

Ich gebe mich Ihr hin
lege mein Leben in Ihre Hände
ich höre auf, zu kämpfen und lasse mich treiben.

Höher und höher schlagen die Wellen,
dann kommt die letzte, mächtigste.
Mit dieser läßt Du an den Strand Dich spülen
'Meergeborener Sohn, ich grüße Dich in dieser Welt.'

(c) Varuna 5/96




© Varuna Holzapfel 1997.