Beiträge von Stephan

    Hallo Junna,


    der gesungene Text lautet:


    Aumba wa ori

    Aumba wa ori

    Awa osun

    Awa oma

    Leri oma leyawo

    Gbogbo eggun kawe


    Omo alawo yare fiedenu

    Akunfao akunfao

    Omo alawo yare fiedenu

    Akunfao akunfao


    Okokan lami waye

    Okokan lami wa'lorun

    Okokan lami waye

    Okokan lami wa'lorun

    Gbogbo lorisha lami waye

    Okokan lami wa'lorun


    Tele moban tele

    Tele moban

    telewayeke wayeke

    Irosun umbo

    Ara umbo

    Wayeke wayeke wayeke

    Bio ba yeye


    Laye laba

    Laye yeye la fisi

    Laye laba

    Laye yeye la fisi



    Die Sprache, in der es gesungen wird, ist Yoruba. Das Yoruba hat die unangenehme Eigenschaft, dass die Sprache nicht kohärent und allgemein verbindlich ist. Es kann also durchaus passieren, dass Leute aus Abeokuta die Leute aus Lagos nicht verstehen oder nur unzureichend. Hinzu kommt, dass Wörter gerne ineinander geklatscht werden und völlig neue Wortgebilde entstehen. Deshalb ist die genaue Übersetzung schwierig. Das Lied wird zur Begrüßung der Ahnen gesungen, die bei allen Zeremonien stets als erste nach Ellegua zu bedenken und zu begrüßen sind. In dem Lied gibt es dann auch einen Hinweis darauf, warum das so ist.


    Leri wird genannt. Das ist die Kurzform für Eleperin. Und Eleperin ist Orunmila in seiner Eigenschaft als der Zeuge der Schöpfung. Von ihm wird in dem Lied berichtet, dass er sagt: Alle Egun haben den gleichen Ursprung. Und alle Egun sind das Produkt der Mütter, die ihnen Form gegeben haben. Und alle Kinder, die jetzt auf Erden inkarniert sind, sind das Produkt der Mütter, die ihnen Form gegeben haben. Also der lebenden Mütter und der Vorfahrinnen.


    Alle Herzensgaben (Okokan, genauer Ebo Okokan), die von den Menschen in der diesseitigen Welt (Aye) in die jenseitige Welt (Orun) gehen, passieren die Ahnen und die Ahnen bekommen zuerst was. Umgekehrt bekommen die Ahnen das mit und sind daran beteiligt, dass die Herzensgaben aus dem Orun uns erreichen und tun auch ihren Teil dazu, dass uns von ihnen aus Herzensgaben erreichen. Mit anderen Worten: Ohne die Ahnen läuft nix - in die eine, wie in die andere Richtung.


    Mit dem Absatz "Tele moban...." bin ich überfordert. Ich will nix falsches erzählen und überspringe die ersten vier Zeilen. Das ist wohlgemerkt immer noch all' das, was Orunmila sagt. "Irosun umbo, Ara umbo, Wayeke wayeke wayeke, Bio ba yeye" - heisst frei übersetzt, so wie die Menschen von den übermächtigen Gestalten abstammen und die erste Mutter die Tochter der Himmlischen war, so kann auch die Mutter im Diesseits ein Himmelswesen gebären.


    Im letzten Absatz wird die Rolle der Mütter nochmal bekräftigt: Das Diesseits ist sowohl ein Geschenk für alle Mütter, die erschaffen, aber das Diesseits ist auch das Vermächtnis - das kann Laye (Lele Aye) auch heissen, Vermächtnis, Erbe, materielle Kontinuität.... - aller gewesenen Mütter bzw. derer, die "formgebend" tätig waren.


    Maferefun Gbogbo Egun - Gepriesen sei die Gesamtheit aller Ahnen.


    Stephan